was ist liebe

Woher weiß man, dass es Liebe ist? Und wann ist es keine Liebe?

Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler, herauszufinden, was Liebe ist. Während die Biologie und Neurowissenschaft meint, dass Liebe nur eine Mischung aus Hormonen und neuroyalen Bahnen sei (Gewohnheit), probierten sich andere an romantischeren Definitionen von Liebe. Teal Swan veröffentlichte ihre Bedeutung von Liebe, die für mich bis heute am stimmigsten erscheint:

„Wenn ich dich liebe, bin ich mit dir verbunden, und in dieser Verbindung kann ich dich nicht verletzen, ohne mich zu verletzen. Ich könnte das nicht tun, wenn ich wirklich! mit dir verbunden wäre. Wenn ich mit dir verbunden bin, dann ist dein bestes Interesse jetzt Teil meiner Interessen. Das ist keine Co-Abhängigkeit. Co-Abhängigkeit bedeutet: “Nur deine Interessen sind wichtig und meine sind unwichtig”. Ich will sagen, dass sie ein Teil voneinander werden.“ (Teal Swan)

 

Woher weißt DU, dass es Liebe ist? Ein einfacher Weg, es herauszufinden

Interessant ist immer deine eigene Vorstellung von Liebe – wann es wahre Liebe ist und wann nicht. Denn diese ist eng mit der Geschichte, die du dir erzählst, verbunden. Deine Geschichte wird bestimmte Verhaltensweisen anderer als “Liebe” deklarieren und andere wiederum als “nicht Liebe”. Wenn jemand zum Beispiel zu Beginn der Beziehung Love Bombing und intensivste Kontakte zu dir sucht, schnell körperlich wird und von einer gemeinsamen Zukunft spricht, könntest du glauben, dass sei Liebe.

Besonders Frauen, die in ihrer Kindheit stark emotional vernachlässigt wurden, warteten ihr Leben lang auf einen Retter, eine Person, die ihnen uneingeschränkt Aufmerksamkeit schenkt. Sie setzen dieses Verhalten im Erwachsenenleben dann mit Liebe gleich – denn früher fühlten sie sich mit dem gegenteiligen Verhalten ihrer Eltern nicht geliebt oder zu wenig beachtet.

Eine andere Person, die auch emotional vernachlässigt wurde, aber Nähe und Kontakt als übergriffig und einschränkend erlebte, könnte dieselbe Situation als Warnung betrachten und deshalb keine Beziehung mit demjenigen wollen. (Ähnlich müsste es Personen mit einem gesunden, sicheren Bindungsstil gehen. Denn sie wissen: Man lernt sich langsam kennen, spricht nicht sofort von einer gemeinsamen Zukunft, respektiert sowohl das eigene Leben als auch das des anderen und lernt sich währenddessen kennen – und vielleicht lieben. Die emotionale Verbundenheit und Intimität ist um Längen stärker als die sexuelle. Denn so entstehen gesunde Bindungen, während meine beschriebene Situation ein Anzeichen für eine Traumabindung ist.)

Leider wird mein Beispiel oft missinterpriert: Durch die heftigen Gefühle und das schnell kommende On-Off und Auf und Ab, die erste Eifersucht und Streitsituation, die Verzweiflung über den möglichen Verlust des anderen, die plötzliche Distanz, wenn der Alltag einkehrt oder das nicht ständige Kontaktieren und Zusammensein kommt dem Gehirn wie ein kalter Entzug vor. Ist es deshalb für dich weniger Liebe? Nein. Es ist “nur” deine Definition von Liebe, die leider inkorrekt und ungesund für dich sein kann.

Dass es sich dir wie wahre Liebe darbietet, hat maßgeblich mit deinen Träumen und Sehnsüchten zu tun. Viele von uns mussten in ihrer Kindheit ein falsches Selbst aufbauen. Es ermöglichte ihnen, ihr eher liebloses Umfeld zu ertragen – und doch darin sicher zu bleiben. Nicht vergessen darf man auch, wie stark der Einfluss von Märchen und Disneyfilmen auf die Innenwelt von Mädchen und für die Entstehung von Rollenmustern ist: Wir haben alle Prinzessin gespielt, gehofft, dass sich ein auflehnender, ehrlicher junger Prinz auf die Suche nach uns macht, uns in unserem wahren Ich erkennt und offen zu uns steht. Uns bedingungslos liebt – fernab von allen Erwartungen, Ansprüchen der Eltern, des Umfelds, Status, Kleidung/Aussehen, hinterhältigen Stiefmüttern und Schwestern.

 

liebt er mich

Wann ist es keine Liebe? Was sind typische Red Flags?

Bei den folgenden Anzeichen wirst du dich sicher öfter wiederfinden. Nimm es nicht als Weg, dich niederzumachen, sondern als erleuchtenden Moment und Einladung, dich zu reflektieren. Denn die meisten offensichtlichen Warnhinweise wurden uns nicht als solche beigebracht. Im Gegenteil: Hollywood verkauft uns noch immer 95 % davon als einzige, wahre, große Liebe. Ohne diese und ohne einen solchen Menschen in unserem Leben haben wir öfter als gewollt das Gefühl, dass wir noch unvollständig wären.

  1. 1. Geben, geben, geben und dich selbst vergessen: Liebe ist gegenseitig – wohlwollend, warm, sicher und gefühlvoll, aber nie ausbrennend und aufopfernd. Wer sich selbst für eine Beziehung vergisst, der verwechselt sie mit Co-Abhängigkeit aus Angst vor dem Alleinsein.
  2. 2. Sich beweisen, damit der andere den eigenen Wert erkennt: abnehmen, öfter Ja als Nein sagen, dulden, warten, andere priorisieren … Liebe ist präsent fernab jeder Beweise – oder sie ist es nicht.
  3. 3. Chemie und grandioser Sex: Wenn der Rest fehlt – Vertrauen, Gespräche, gemeinsame Ziele – ist es Eros. Auch das gilt als eine Form der Liebe, doch ist Eros oft unzureichend für die, die eine exklusive, verlässliche Bindung wollen.
  4. 4. Ständige Bestätigung und Aufmerksamkeit: Jeder hat ein eigenes Leben, einen Job, Verpflichtungen, soziales Umfeld und Probleme und Herausforderungen, vor denen er steht. Nur weil Social Media und Handys eine stete Verfügbarkeit suggerieren, müssen wir noch lange nicht stets verfügbar sein. Es hin und wieder gar nicht zu sein, sondern sich bewusste Auszeiten zum Abgrenzen zu nehmen, ist sogar gesund. Es kann eine Bindung festigen.
  5. 5. Bedingungslosigkeit: Jeder hat Bedürfnisse und das Recht darauf, sie sich zu erfüllen, Grenzen zu setzen und gewahrt zu sehen sowie Wünsche und Standards und eine würdevolle Behandlung einzufordern. Und nein, du musst nicht den Shit anderer dulden, wenn es dich verletzt.
  6. 6. Stets derselben Meinung & Ansicht zu sein: Gegensätze zu vereinen bedeutet nicht, dass man seine Meinung der Harmonie wegen ändern müsste. Es bedeutet, sich und den anderen trotzdem wertzuschätzen und zu respektieren – sich auch so zu verhalten -, obwohl man anderer Meinung ist.
  7. 7. Wiedergutmachung: Wir haben alle unsere Wunden und Narben. Niemand kann oder muss die Fehlhandlungen anderer wiedergutmachen oder sollte dies erwarten. Beziehungen sind und bleiben ein Terrain der gegenseitigen Weiterentwicklung – und manchmal auch Heilung durch Trigger und aufplatzende Wunden.
  8. 8. Verletzen dürfen: Wenn dich jemand liebt, dann nimmt er es dir nicht übel und verzeiht jede unbedachte, schmerzvolle Handlung? Trugschluss. Liebe zeigt sich durch bedachte Handlungen – die Abwesenheit von Liebe durch Tatenlosigkeit und Fehlverhalten.
  9. 9. Schmerz & Aushalten müssen: Doch am allerwenigsten bedeutet Liebe, Schmerz aushalten zu müssen. Wenn jemand wiederholt deine Grenzen missachtet und überschreitet oder deine Bedürfnisse ignoriert, hat sich deine Liebe verirrt. (Das ist Traumabindung, wenn du dann nicht loslassen kannst.)
  10. 10. Beziehung: Liebe hat nichts mit Beziehung zu tun. Wenn man nicht zusammenpasst – meint: wenn man unterschiedliche Lebensrealitäten hat -, kann man lieben und doch nicht zusammen sein wollen. Heute machen wir Liebe aber oft davon abhängig, ob der andere auch die Bereitschaft hegt, mit einem in eine Langzeitbeziehung zu gehen, die alle emotionalen Bedürfnisse, besonders das nach Nähe, Zugehörigkeit und Geborgenheit stillt. Es suggeriert Bedeutung. Liebe ist Bedeutung. Sonst gebe es nicht so viele Menschen, die zusammen sind, aber sich nicht lieben.

 

Neil Strauss sagte einst über Liebe:

“Vielleicht ist der größte Fehler in meiner Vergangenheit der, dass ich glaubte, Liebe würde bedeuten, den richtigen Menschen zu finden. In der Realität aber bedeutet Liebe zum richtigen Menschen zu werden. Schau nicht nach einer Person, mit der du dein Leben verbringen willst. Werde die Person, mit der du dein Leben verbringen kannst.”

Und, hat dir meine Liste geholfen, zu erkennen, ob du und dein Herzensmensch in wahrer Liebe verbunden sind? Lass mich wissen, was du denkst!

Liebevolle Grüße
Janett Menzel

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